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Die Gegenwart verstehen: dieser Satz ging ja wie ein
roter Faden durch alles, was ich seit meiner
Zurückkunft zu Ihnen gesprochen habe, hindurch. - Aber
man muß geneigt sein, die Unbequemlichkeit auf sich zu
nehmen, viel, viel Kraft aufzuwenden: Denkkraft,
Empfindungskraft, experimentierende Willenskraft, um
die Gegenwart zu verstehen; und man muß den Mut haben,
wirklich zu brechen mit manchem, das hereinragt aus
der alten Zeit. Denn im Grunde genommen arbeiten
diejenigen Menschen, die man heute für die
erleuchtetsten Menschen hält, vielfach mit lauter
alten Begriffen, von denen sie nicht recht wissen, wie
sie eigentlich anzuwenden sind.
Lassen Sie mich auch dafür ein Beispiel anführen: Sie
konnten durch einige Zeit hindurch gewiß auch hier in
der Schweiz überall ein Buch besprochen finden, und
namentlich in den Schaufenstern prangen sehen, das
gründlich Eindruck gemacht hat in der Gegenwart. Ich
bespreche gern gerade solche Dinge, die nicht von
feindlicher Seite, sondern die sogar von freundlicher
Seite her kommen, damit man nicht glaubt, daß
irgendwelches persönliche Verhalten dabei im Spiele
ist. Der nordische Schriftsteller Kjellén, er war und
ist ja unter den wenigen, die gerade meinen Schriften
Interesse entgegengebracht haben, die sich wohlwollend
ausgesprochen haben. Daher wird man es nicht als
persönlich auffassen, wenn ich von dem Buche «Der
Staat als Lebensform», das solch starken Eindruck
gemacht hat, die Charakteristik gebe, die ich eben
nach meiner Auffassung geben muß.
Dieses Buch ist so recht ein Beispiel für die
verfehlten Begriffe der Gegenwart. Es ist in diesem
Buch der Versuch gemacht, den Staat als einen
Organismus aufzufassen.
Das ist eine jener Bestrebungen, die die Menschen der
Gegenwart haben, wenn sie irgend etwas, was eigentlich
geistig begriffen werden soll, mit den Vorstellungen
der Gegenwart umfassen wollen. Und es ist gut, daß man
Bezug nehmen kann auf einen geistreichen, sehr
gelehrten, tiefgründigen Menschen, den man eigentlich
nicht genug loben kann, wenn man den ganz verfehlten
Gedanken, der seinem Buche zugrunde liegt, ins rechte
Licht stellen will. Ja, in solche Widersprüche kommt
man ja fortwährend. Aber das Leben ist eben voller
Widersprüche. Man darf nicht nach abstrakter
Widerspruchslosigkeit leben, wenn man das Leben
erfassen will; man darf nicht gleich jeden für einen
Dummkopf halten, den man bekämpfen will, sondern man
kann auch jemanden, den man bekämpfen will, für einen
sehr geistreichen, gründlichen Gelehrten halten, wie
das in diesem Falle ist, von dem ich jetzt spreche.
Kjellén macht eigentlich etwas Ähnliches, wie vor
Jahrzehnten schon der schwäbische - ich weiß nicht,
soll ich sagen: schwäbische Gelehrte oder
österreichische Minister, denn beides war er -
Schäffle gemacht hat. Schäffle hat schon damals in
umfassender Weise den Versuch gemacht, den Staat als
einen Organismus aufzufassen und die einzelnen
Menschen als die Zellen von diesem Organismus. Hermann
Bahr, von dem ich Ihnen auch schon öfter gesprochen
habe, hat damals eine Widerlegung des Schäffleschen
Buches über die organische Wirksamkeit im Staate
geschrieben. Als Schäffle dann ein Buch geschrieben
hat über «Die Aussichtslosigkeit der
Sozialdemokratie», schrieb Hermann Bahr eine
Widerlegung dieses Buches und betitelte diese
Widerlegung «Die Einsichtslosigkeit des Herrn
Schäffle». Es ist ein geistreiches Büchelchen von
Hermann Bahr. Hermann Bahr hat es neulich selber in
einem Vortrag, den er gehalten hat, eine Ungezogenheit
genannt. Nun, aber trotzdem bleibt es ein ganz
geistreiches Jugendbüchelchen von Hermann Bahr, dieses
Büchelchen «Die Einsichtslosigkeit des Herrn
Schäffle».
Also Schäffle hat schon dazumal etwas Ähnliches
gemacht wie Kjellén jetzt. Kjellén sucht es auch
wiederum so darzustellen, als ob jeder Staat ein
Organismus wäre, die einzelnen Menschen darinnen die
Zellen. Man weiß ja allerlei über die Wirksamkeit der
Zellen im Organismus, über die Gesetze, die im
Organismus walten, und kann das so hübsch übertragen
auf den Staat.
Mit solchen Vergleichen wirtschaftet man ja gern in
den Gebieten, die man nicht geistig beherrschen kann.
Nun, methodisch kann man alles mit allem vergleichen.
Ich kann Ihnen ganz gut, wenn Sie wollen, eine kleine
Wissenschaft aufbauen auf einem Vergleich zwischen
einem Heuschreckenschwarm und einer Baßgeige. Man kann
alles mit allem vergleichen in der Welt, und bei allen
Vergleichen kann etwas herauskommen. Aber daß man
einen Vergleich anstellen kann, das ist noch durchaus
nicht irgendwie maßgebend dafür, daß man mit solchen
Vergleichen in der Wirklichkeit lebt. Gerade wenn man
Vergleiche anstellt, muß man einen eindringlichen Sinn
für die Wirklichkeit haben, sonst wird der Vergleich
niemals stimmen. Denn stellt man einen Vergleich an,
so ist man sehr bald in dem Fall, in dem manche
Menschen zu ihrem herben Schicksal in ihrer Jugend
sind - verzeihen Sie -: man verliebt sich sogleich in
seinen Vergleich. Vergleiche, die einem einfallen,
oder die sogar auf der Straße liegen, wie der zwischen
Staat und Organismus, die haben schon den Nachteil,
daß man sich sogleich in die Sache verliebt. Aber dies
Verlieben in einen solchen Vergleich, das hat eine
Folge. Das hat die Folge, daß man blind wird gegen
alles das, was gegen die Sache spricht, die man dann
aus dem Vergleich heraus vorbringt.
So muß ich sagen: Als ich das Buch von Kjellén gelesen
hatte, war mir schon aufgefallen vom Gesichtspunkte
eines wirklichkeitsgemäßen Denkens aus, daß dieses
Buch just jetzt im Kriege geschrieben ist. Denn dieses
Buch schreiben vom Staat als Organismus, das kam mir
schon ganz als unwirklichkeitsgemäß vor. Schließlich,
wer ein bißchen Umschau hält, der weiß ja - wenn das
auch manchmal mit den Worten nicht stimmt -, Kriege
werden doch so geführt, daß von den Staaten, wenn sie
so zusammenstoßen, entweder das eine Stück hierher
oder dorthin kommt, daß man von Staaten Stücke
abschneidet und dahin oder dorthin bringt. Es kommt ja
doch, wenigstens bei sehr vielen Menschen, auf solche
Dinge im Krieg an.
Ja, vergleicht man nun die Staaten mit Organismen, so
müßte man mindestens auch den Vergleich dahin
ausdehnen, daß man dann von dem Organismus auch immer
Stücke abschneiden und dem Nachbarorganismus zuteilen
könnte. Aber solche Dinge, die man merken müßte, die
merkt man nicht, wenn man sich in seinen Vergleich
verliebt hat.
Man könnte noch vieles andere anführen. Ich könnte
Ihnen vieles anführen für einen solchen Vergleich, was
Sie wahrscheinlich in die lustigste Stimmung versetzen
würde, die Sie dann dazu veranlassen würde, recht
herzlich zu lachen und den betreffenden Mann durchaus
nicht für so geistreich zu halten, wie ich ihn selber
halte. Ich halte ihn wirklich für sehr geistreich und
sehr tiefgründig.
Woher kommt denn so etwas, daß einer nun gelehrt,
geistvoll sein kann, und doch auf einem ganz
verfehlten Vergleich ein ganzes System aufbauen kann?
Ja, sehen Sie, das kommt davon her, daß der Vergleich,
den Kjellén macht, ein richtiger Vergleich ist. Nun
werden Sie sagen, jetzt wissen Sie schon gar nicht
mehr, was Sie anfangen sollen mit dem, was ich Ihnen
sage: erst erkläre ich Ihnen, daß der Vergleich ein
total verfehlter ist, und nun erkläre ich Ihnen, daß
der Vergleich ein richtiger ist. Nun, wenn ich sage,
daß der Vergleich ein richtiger ist, so meine ich, der
Vergleich kann durchaus gemacht werden; nur handelt es
sich darum, womit man vergleicht. Wenn man vergleicht,
handelt es sich ja immer um zwei Dinge, wie im Falle
Kjellén: Staat und Organismus. Eine Sache muß ja immer
stimmen für sich. Der Staat auf der einen Seite ist
da, der Organismus auf der andern Seite ist da. Beides
kann ja nicht falsch sein; nur das Zusammenbringen ist
falsch. Es handelt sich nämlich darum, daß man
wirklich dasjenige, was auf der Erde geschieht, schon
mit einem Organismus vergleichen kann. Man kann das
politische Geschehen auf der Erde mit einem Organismus
vergleichen; nur darf man den Staat nicht mit einem
Organismus vergleichen. Vergleicht man den Staat mit
dem Organismus, so sind die einzelnen Menschen Zellen.
Das ist einfach Unsinn, denn da kommt man auf gar
nichts. Aber man kann das politische, soziale Leben
der Erde mit einem Organismus vergleichen, nur muß man
dann die ganze Erde mit einem Organismus vergleichen.
Sobald man die ganze Erde, das heißt, das
Menschengeschehen über die ganze Erde hin mit dem
Organismus vergleicht, und die einzelnen Staaten -
nicht die Menschen, sondern die einzelnen Staaten -
mit verschieden geformten Zellen, dann ist der
Vergleich richtig, dann ist es ein gültiger Vergleich.
Wenn Sie diesen Vergleich zugrunde legen und nun das
gegenseitige Verhältnis der Staaten selber ins Auge
fassen, so bekommen Sie schon etwas, was sich so
ähnlich verhält wie die Zellen der verschiedenen
Systeme im Organismus. Also es kommt darauf an, wenn
man einen Vergleich wählt, daß man diesen Vergleich
auf das Richtige anwendet. Der Fehler bei Kjellén
besteht darin - und auch bei Schäffle hat er darin
bestanden -, daß der einzelne Staat, der nur mit einer
Zelle, mit einer ausgewachsenen Zelle verglichen
werden kann, mit dem ganzen Organismus verglichen
wird, während das Leben über die ganze Erde hin mit
einem Organismus zu vergleichen ist. Dann kommt man an
das Fruchtbare dieses Vergleiches. Nicht wahr, Zellen,
die so aneinander vorbeiwandern wie die Menschen im
Staat, das gibt es nicht im Organismus. Zellen stoßen
aneinander, grenzen aneinander. So ist es mit den
einzelnen Staaten, die Zellen sind im Gesamtorganismus
des Lebens der Erde.
Sie vermissen vielleicht etwas in der
Auseinandersetzung, die ich jetzt gegeben habe. Wenn
in einer gewissen berechtigten Weise - denn solch eine
Sache ist auch berechtigt - Ihr
philiströs-pedantischer Sinn sich in Ihrem Herzen
regt, während ich hier spreche, so werden Sie sagen:
Ich müßte Ihnen doch beweisen, daß man das Leben der
ganzen Erde mit dem Organismus vergleichen muß und den
einzelnen Staat mit der Zelle. - Nun, der Beweis liegt
in der Anschauung, der Beweis liegt in der
Durchführung des Gedankens, der Beweis liegt nicht in
den abstrakten Erwägungen, die man gewöhnlich
anstellen kann, sondern darin, daß Sie nun den
Gedanken durchführen. Führen Sie ihn im Kjellénschen
Sinne durch, dann werden Sie überall finden: Er läßt
sich nicht durchführen. Sie müssen sich mit den
Hörnern stoßen. Sie müssen zum Bock werden, sonst
können Sie ihn nicht durchführen. Führen Sie aber den
Gedanken für das Leben der ganzen Erde durch, dann
taugt der Begriff, dann kommen Sie zu ganz fruchtbaren
Einsichten, dann wird Ihnen das ein sehr gutes
regulatives Prinzip sein. Sie werden sehr vieles
verstehen, und Sie werden noch mehr verstehen, als was
ich jetzt schon angedeutet habe.
Die Menschen sind heute einmal Abstraktlinge, und man
möchte sagen: Von einem Dutzend wird man bei dreizehn
- ja, das geht nicht, aber bei den wirklichen
Verhältnissen würde es heute schon fast stimmen -, von
einem Dutzend wird man bei dreizehn finden, daß sie in
einem solchen Falle, wo also Kjellén den einzelnen
Staat mit einem Organismus vergleicht und hier ihm
entgegengehalten wird: Das politische, soziale Leben
über die ganze Erde hin, das ist in Wahrheit mit einem
Organismus zu vergleichen -, daß diese dreizehn von
dem Dutzend heute der Ansicht sein werden, dieser
Vergleich müsse nun durch alle Zeiten hindurch gelten.
Denn stellt heute einer eine Staatstheorie auf, so muß
diese Staatstheorie für die Gegenwart gelten, für die
Römer, sogar für die Ägypter, Babylonier; denn Staat
ist Staat. Man geht heute von den Begriffen aus, nicht
von der Wirklichkeit.
Aber so ist es nicht, so ist es wirklich nicht. Die
Menschheit macht auch da eine Entwickelung durch. Und
was ich jetzt über die Gültigkeit des Vergleiches
gesagt habe, gilt eigentlich nur für die Zeit seit dem
16. Jahrhundert, denn vor dem 16. Jahrhundert war ja
die Erde kein politisch zusammenhängendes Ganzes; das
heißt, seit jener Zeit hat sie sich erst als ein
zusammenhängendes politisches Ganzes ausgebildet.
Amerika, die westliche Halbkugel, war ja gar nicht da
für ein politisches Leben, das in sich zusammenhängend
gewesen wäre. Und so bekommen Sie gleich, indem Sie
diesen Vergleich in der richtigen Weise anstellen,
auch einen Hinblick auf jenen bedeutungsvollen
Einschnitt, der da ist zwischen dem neueren Leben und
dem alten Leben. Kommt man mit wirklichkeitsgemäßen
Einsichten, dann sind diese Einsichten immer
fruchtbar, während die nicht wirklichkeitsgemäßen
Begriffe steril und unfruchtbar sind. Jede
wirklichkeitsgemäße Einsicht führt einen eben weiter.
Man erfährt noch mehr durch sie, als sie selbst
enthält; sie trägt einen durch die Wirklichkeit. Das
ist das Wichtige, das muß man durchaus ins Auge
fassen. Denn abstrakte Begriffe, die sind so, daß wir
sie fassen; draußen ist die Wirklichkeit, die kümmert
sich aber gar nicht um diesen abstrakten Begriff. Faßt
man einen wirklichkeitsgemäßen Begriff, so hat man in
dem Begriff drinnen das ganze innere rege Leben, das
draußen auch ist, das draußen die Wirklichkeit
durchwurlt und durchwirlt. Das ist den Leuten unbequem
in der Gegenwart. Sie möchten möglichst farblose,
ruhige Begriffe haben. Sie fürchten, den Drehkater zu
bekommen, wenn ihre Begriffe innerliches Leben haben.
Aber diese innerlich leblosen Begriffe haben den
Nachteil, daß die Wirklichkeit ringsherum vor uns
ablaufen kann, ohne daß man eigentlich das
Wesentlichste an dieser Wirklichkeit sieht. Die
Wirklichkeit ist nämlich auch voller Begriffe, auch
voller Ideen. Das ist wahr, was ich vor einigen Tagen
hier gesagt habe: daß draußen das elementarische Leben
fließt und dieses elementarische Leben von Begriffen,
von Vorstellungen durchsetzt ist - das ist wahr. Aber
die abstrakten Begriffe sind bloß Begriffsleichen,
habe ich gesagt. Und dann kann es vorkommen, wenn man
bloß Begriffsleichen liebt, daß man in diesen
Begriffsleichen redet und denkt, und die Wirklichkeit
zieht ganz andere Schlußfolgerungen; ganz andere
Geschehnisse läßt sie ablaufen als diejenigen, in die
unsere Begriffe hineinkommen können.
Seit drei Jahren stehen wir in furchtbaren
Ereignissen, die jeden Menschen viel lehren könnten;
nur muß man sie nicht schlafend, sondern wachend
verfolgen. Es ist eigentlich bewundernswert im
negativen Sinne, wie viele Menschen gegenüber diesen
furchtbaren Ereignissen der Gegenwart noch immer
schlafen, noch immer nicht dazu gekommen sind, sich
einmal zu überlegen, daß Ereignisse, die noch nie da
waren in der Weltenentwickelung der Menschen, auch
fordern, daß man zu neuen Begriffen kommt, die auch
noch nie dagewesen sind. Die Wirklichkeit urteilt da
anders. Lassen Sie mich, ich möchte sagen, symbolisch
das noch genauer ausdrücken, was ich eigentlich meine.
Man kann schon sagen: Einige Leute haben sich ja schon
seit Jahren Begriffe gemacht davon, daß dieser Krieg
kommen werde. Im allgemeinen kann man sagen, daß mit
Ausnahme gewisser Kreise der anglo-amerikanischen
Bevölkerung die Welt von diesem Kriege überrascht
worden ist in gewissem Sinne. Aber immerhin, einzelne
Leute haben sich Vorstellungen gemacht, daß der Krieg
kommen werde, allerdings manchmal ganz merkwürdige
Vorstellungen. Eine Vorstellung namentlich konnte man
immer wieder und wiederum finden, eine Vorstellung,
welche von tiefgründigen - ich meine das wirklich
nicht ironisch, ich spreche in vollem Ernst -
Nationalökonomen, Nationalpolitikern ausgegangen ist,
welche auf einer sorgfältigen Abstraktion aus diesen
oder jenen Vorgängen beruhte.
Die Leute haben viel wissenschaftlich gearbeitet,
kombiniert, abstrahiert, allerlei Synthesen gemacht
und sind dann dazu gekommen, eine Vorstellung
auszubilden, die man wirklich lange Zeit hindurch,
auch noch beim Ausbruch des Krieges - da ist sie
besonders viel wiederholt worden -, vielfach getroffen
hat: die Vorstellung, daß nach den gegenwärtigen
Weltverhältnissen, nach den wirtschaftlichen, den
kommerziellen Zusammenhängen dieser Krieg unmöglich
länger als vier bis sechs Monate dauern kann. Es war
streng bewiesen, eine streng bewiesene Wahrheit. Und
es sind wahrhaftig nicht dumme Gründe, die man
angewendet hat, es waren ganz gescheite Gründe.
Ja, aber die Wirklichkeit nun, wie verhält sie sich
denn zu all dem Gründengewebe, das da die gescheiten
Nationalökonomen zusammengestellt haben? Wie verhält
sich die Wirklichkeit? Nun, Sie sehen es ja, wie sich
die Wirklichkeit verhält! Um was handelt es sich aber
dann, wenn die Sache so steht? Es handelt sich darum,
daß man aus einer solchen Sache auch die Konsequenzen
ziehe, die wirklichen Konsequenzen ziehe. Dann wird
dieser Krieg eine Lehre, wenn man die Konsequenzen
zieht. Was kann die einzige Konsequenz nur sein von
dem, was ich symbolisch angedeutet habe? Denn ich habe
ja nur einen krassen Fall angeführt, ich könnte Ihnen
ja zahlreiche andere, ähnliche Ansichten anführen, die
ebenso Schiffbruch erlitten haben - um es glimpflich
auszudrücken - durch die Wirklichkeit der Ereignisse
der letzten drei Jahre. Was kann die einzige wirkliche
Konsequenz sein? Die, daß man alles das, woraus man
solche Folgerungen gezogen hat, über Bord wirft, daß
man sich sagt: Wir haben also in einer nicht
wirklichkeitsgemäßen Weise gedacht, wir haben ein
Denksystem entwickelt und dieses abstrakte,
unwirklichkeitsgemäße System selber in die
Wirklichkeit einfließen lassen, so daß die
Wirklichkeit unwahr geworden ist: also brechen mit den
Voraussetzungen selbst zunächst, die zugrunde gelegen
haben solch einer angeblichen Erkenntnis, die eben die
Wirklichkeit vernichtet!
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